Erlangen – Ein schlimmer Mopedunfall änderte das Leben des damals 16-jährigen Lukas Gloßner auf einen Schlag: Er war querschnittsgelähmt! Doch davon ließ sich der Teenager nicht runterkriegen …
Nach dem Unfall kam der Erlanger ins Krankenhaus: Operationen, Intensivstation, mehrere Monate Reha.
Er zu BILD: „Manchmal gab es Tage, an denen es mir mental schlecht ging. Doch ich hatte durch meine Freunde und Familie besonders in der Anfangszeit eine positive Ablenkung, weshalb ich nicht wie prognostiziert in ein Loch fiel.“
Etappenziele setzen
Gloßner gab NIE auf: „Ich arbeitete mich von Ziel zu Ziel und war trotzdem gut gelaunt. Das habe auch besonders meiner Mutter zu verdanken, die mich in dieser schweren Phase unterstützte.“
Als ob das nicht alles schon nicht schlimm genug war, mussten der heute 23-jährige Lukas und seine Mutter Margit Gloßner außerdem mit der Krankenkasse kämpfen. 2019 wollte er ein sogenanntes Exoskelett bekommen – die Kasse lehnte ab.
Ein Exoskelett ist ein Gerät, das Menschen mit Rückenmarksverletzungen beim Gehen und Stehen unterstützt. Die geschätzten Kosten: zwischen 70 000 und 100 000 Euro.
Grund für die Ablehnung: Der körperliche Nutzen sei mit dem Gerät nicht gegeben. Und es trage nicht zum Behindertenausgleich bei. Ein jahrelanger Rechtsstreit begann.
Krankenkasse räumt Testphase ein
Die Anwälte der Firma „ReWalk Robotics“, die das Exoskelett herstellte, sei laut Gloßner in diesem Rechtsstreit federführend gewesen. Von 2019 bis 2021 habe es regelmäßigen Schriftverkehr gegeben. Erst im April 2021 entschied die Krankenkasse, Lukas Gloßner eine dreimonatige Testphase des Exoskeletts einzuräumen.
Gloßner testete das Skelett dreimal pro Woche für je eine Stunde. „Ich musste in dieser Zeit ausprobieren, ob ich in der Lage bin, mich in das System einzuarbeiten, ob ich damit aufstehen, laufen, mich hinsetzen oder ich mich auf der Stelle drehen kann. Jeden einzelnen Vorgang haben wir dann mit Videos festgehalten, um der Krankenkasse zu zeigen, dass das Gerät einen Mehrwert für mich hat.“
Entdeckt den Rollstuhl-Basketball
Dann die gute Nachricht: Nach einem weiteren Jahr übernahm die Krankenkasse die Kosten. Als Grundlage dienten die Videos des Studenten. Und ein bundesweites Urteil in einem vergleichbaren Fall. Die Krankenkasse genehmigte das Exoskelett noch vor Verkündung des Urteils.
Mittlerweile hat sich der Student an das Exoskelett gewöhnt und versucht, es gelegentlich in seinen Alltag zu integrieren. „Mit dem Exoskelett geht es mir gut. Da ich mithilfe des Gerätes stehen kann, ermöglicht es mir eine Sicht aus einer anderen Perspektive. Gerade bei einer Größe von 1,95.“
Aufgeben war für Lukas Gloßner sowieso nie eine Option. Bereits ein Jahr nach dem Unfall begann er mit dem Rollstuhl-Basketball. Zu Beginn war er nur gelegentlich bei den Trainings. Doch mit der Zeit ist das mehr geworden. Anfangs spielte er in der Landesliga in Ingolstadt. Später wechselte er in die Regionalliga nach München und wurde dann in die Bundesliga berufen.
Höhepunkt: Weltmeisterschaft
Während seines einjährigen Auslandssemesters in Bilbao (Spanien) spielte er in der dortigen Mannschaft. Sein bisheriger Höhepunkt: die diesjährige Weltmeisterschaft in Dubai und Europameisterschaft in Rotterdam (Niederlande).
„Es war für mich eine riesengroße Ehre, mein Land zu vertreten und auf diesem hohen Level dabei zu sein. Bei der EM haben wir den vierten Platz belegt, und bei der WM den achten Platz. Auch in der kommenden Zeit möchte ich mich zu 100 Prozent auf den Sport konzentrieren.“
Aktuell lebt Lukas Gloßner mit seiner Freundin Lilly Sellak in Erlangen und studiert Digital Business an der Technischen Hochschule (TH) in Ingolstadt. Nach Beendigung der Bachelorarbeit strebt er den Master an. Allerdings wird der Sport auch weiterhin ein wichtiger Bestandteil in seinem Leben sein.
Quelle und Bildrechte Bild.de & Rewalk: Nach Moped-Unfall sitzt Erlanger im Rollstuhl: Im Exoskelett zur WM | Regional | BILD.de